Grossbritannien hat als erstes Europäisches Land begonnen, die Bevölkerung mit dem Impfstoff von Biontech und Pfizer zu impfen. Bis Ende des Jahres sollen mehrere Millionen Briten geimpft sein. In der EU wird der Impfstoff von der Europäische Arzneimittelagentur (EMA) in diesen Tagen zugelassen. In der Schweiz rechnen wir mit dem Beginn der Impfung im Januar 2021. Doch wie unterscheiden sich die Impfstoffe? Wie gut schützen sie vor einer Infektion? Welche Nebenwirkungen drohen?
Momentan laufen in diversen Ländern die Zulassungsverfahren für verschiedene Impfstoffe gegen Covid-19. In einigen Ländern wird zwar schon geimpft, doch die Verfügbarkeit mehrerer Impfstoffe ist dennoch wichtig. Aktuell sind 48 Covid-19-Impfstoffe in der klinischen Entwicklung.
Bisher gibt es erst drei mögliche Impfstoffe. Doch diese werden nicht reichen, um den weltweiten Bedarf zu decken. Es braucht noch mehr Kapazitäten, um die Pandemie so schnell wie möglich zu stoppen.
Aktuell liegen auch die Resultate zur Wirksamkeit eines Covid-19-Impfstoffs des schwedische Pharmakonzerns AstraZeneca vor. Die Vakzine AZD1222 gilt als sicher und bietet nach Verabreichung zweier Dosen einen Schutz von rund 70 Prozent gegen die Erkrankung. Im Vergleich zu anderen Impfstoffen, wie etwa dem der Mainzer Firma Biontech und ihres US-amerikanischen Partners Pfizer, die rund 95 Prozent Schutz versprechen, hat der AstraZeneca-Impfstoff somit eine etwas geringere Schutzwirkung.
70 Prozent Schutzwirkung sind allerdings ausreichend, um die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für notwendig befundenen mindestens 50 Prozent Wirksamkeit zu erreichen. Sie könnten die Ausbreitung des Virus deutlich verlangsamen.
Einen deutlichen Vorteil hat der Impfstoff von AstraZeneca: Anders als die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna gehört das Mittel nicht zu den mRNA-Impfstoffen, sondern zu den sogenannten Vektorimpfstoffen. Der Impfstoff lässt sich lange im Kühlschrank lagern und braucht dafür im Gegensatz zu den mRNA-Produkten keine 70 Minusgrade. Das erleichtert die Lagerung und den Transport. Der Impfstoff könnte dadurch, selbst bei etwas geringerer Wirksamkeit, wichtig werden. Denn Staaten sicherten sich Millionen Impfstoffdosen und bereiten sich auf die logistische Herausforderung vor, möglichst viele Menschen möglichst schnell zu impfen.
Weltweit gab es bislang noch keine mRNA-Impfstoffe (Messenger-Ribonukleinsäure / Boten-RNA), die auf diese Weise hergestellt wurden und wirken. Der grundlegende Unterschied dieser neuartigen mRNA-Impfstoffe: Die etablierte Vakzinen enthalten keine abgeschwächten oder abgetöteten Viren, sondern lediglich eine Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers. Die Anleitung wird in Form eines sogenannten mRNA-Moleküls in den Körper geimpft, wo dann die menschlichen Zellen selbst ein Eiweiss des Virus herstellen. Im Falle von Sars-CoV-2 ist ein sogenanntes Spike-Protein auf der Oberfläche des Virus und regt das menschliche Immunsystem zur Bildung von Abwehrstoffen an.
Zudem wird zur Impfstoffherstellung die Erbinformation mit bestimmten Fettstoffen, sogenannten Lipiden, umhüllt. Das soll die Aufnahme der mRNA in den Körperzellen verbessern und die Stabilität erhöhen. Studien zufolge sind die entstehenden Lipid-Nanopartikel nicht zellschädigend.
Ein klarer Vorteil liegt unter anderem in der einfachen Struktur der RNA. Deswegen können in wenigen Wochen viele Millionen Impfdosen produziert werden. Allerdings muss der Biontech-Pfizer-Impfstoff bei sehr niedrigen Temperaturen von rund minus 70 Grad transportiert und gelagert werden.
Der ähnliche Impfstoff vom US-Hersteller Moderna bleibt nach Angaben des Unternehmens bei Temperaturen von zwei bis acht Grad Celsius bis zu 30 Tage lang stabil. In Gefrierschränken mit minus 20 Grad Celsius kann der Moderna-Impfstoff demnach sechs Monate lang gelagert werden.
Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts besteht keine Gefahr, dass mRNA ins Genom eindringt. Die Erbinformationen des Menschen befinden sich in Form von DNA (Desoxyribonukleinsäure) im Zellkern. Dass RNA (Ribonukleinsäure) dort eingebaut werden könnte, ist unter anderem wegen der unterschiedlichen chemischen Struktur unmöglich. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass die von den Körperzellen nach der Impfung aufgenommenen mRNA in DNA umgeschrieben werde.
Die mRNA wird nach kurzer Zeit von den Zellen abgebaut. Danach findet keine weitere Produktion des Antigens mehr statt. Die Impfung mit mRNA-Kandidaten ist begrenzt auf die Körper- und Muskelzellen um die Einstichstelle. Eine Veränderung des Erbguts, das heisst eine Beeinträchtigung der Keimzellen, könne nicht stattfinden.
Erste Daten der fortgeschrittenen klinischen Prüfung legen nahe, dass die Impfstoffe eine hohe Wirksamkeit haben und im Allgemeinen gut vertragen werden. Als Nebenwirkungen traten bei einem Teil der geimpften Probanden nach Angaben der Unternehmen folgendes auf:
Vergleichbare Reaktionen sind von anderen Impfstoffen bekannt und auch ein Zeichen dafür, dass der Impfstoff das Immunsystem auf Trab bringt.
Was bisher fehlt, sind Informationen über seltene, schwere Nebenwirkungen, da diese erst nach Impfung vieler Menschen und einer längeren Beobachtungszeit offensichtlich werden. Rein rechnerisch gibt es deshalb ein Restrisiko und wird erst in den kommenden Monaten und Jahren geprüft werden. Um solch seltene Nebenwirkungen zu erfassen, ist es üblich, klinische Studien auch nach der Zulassung fortzuführen.
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